Слайд 42Polysem oder homonym?
Man kann sehr einfach herausfinden, ob ein mehrdeutiges Wort
polysem oder homonym ist, indem man die Etymologie eines Wortes (also die Herkunft einer Wortform mit den dazugehörigen Bedeutungen) betrachtet.
Wenn Wörter sowohl in Bezug auf die äußere Gestalt (Lautseite) als auch auf die Bedeutung miteinander in Beziehung stehen, dann sind diese Wörter polysem.
Wenn aber die lautliche Formen beider Wörter verschiedene Entwicklungen durchgemacht haben, dann sind die Wörter lediglich homonym.
Слайд 43Für das Wort Ton finden sich in Kluge Etymologisches Wörterbuch der
deutschen Sprache die folgenden beiden Einträge:
Ton 1 m. 'Lehm' (< 9.Jh.). Mhd. dahe, tahe f., ahd. daha, as. in thahin 'tönern' aus g. *thahon, älter *thanhon f. ‘Ton, Lehm’, auch in gt. thaho, aetho (he). Die neuhochdeutsche Form aus tahen kontrahiert mit nachträglicher Verdumpfung des a zu o. Der Genuswechsel vielleicht im Anschluß an Lehm. Vermutlich ist auszugehen von einer Bedeutung 'dicht' und damit anzuschließen an dicht. Gemeint ist entweder, daß das Material dicht ist, oder (wahrscheinlicher), daß es zum Abdichten verwendet wurde (vgl. die Technik der lehmverschmierten Flechtwände. Adjektiv: tönern (nach Kluge 827,2f).
Ton 2 m. 'Laut' (<13Jh.). Mhd. don, ton, ahd. noch in lateinischer Form tonus. Entlehnt aus 1. tonus, tonos ‘Saitenton, Spannung der Saite’, das seinerseits aus gr. tónos' 'Anspannung' (zu gr. teín? 'ich spanne' s. dehnen) stammt. Verb: tönen (Kluge 828,1).
Ton 1und Ton 2 haben also sowohl aus der Perspektive der Laut- als auch der Inhaltsseite eine voneinander unabhängige Wortgeschichte.
Die Wörter sind nach diesem Test lediglich homonym.